Vertrauter kleinstädtischer Obskurantismus

Ich habe nicht mehr erwartet, dass das Städtchen, in dem ich immerhin fünf Jahre lang in insgesamt vier verschiedenen Klassenverbänden das Gymnasium besucht habe, es nocheinmal auch nur zu einer kleinen niedlichen Schlagzeile bringen würde, aber es ist geschehen: SPON hat einige Weinheimer belauscht, die sich darüber aufregen, dass ausgerechnet die Verwendung als ‘Megabordell’ eines der schönsten Bauwerke der Stadt retten soll. Mit kleinem Video inkl. Samples des örtlichen Dialektes, der mir immer häßlicher erscheint, desto länger ich ihm nicht mehr täglich ausgesetzt bin.

10 Responses to “Vertrauter kleinstädtischer Obskurantismus”

  1. salty Says:

    war sogar im fernsehen, immerhin

  2. scrupeda Says:

    Yeah. Und meine Eltern haben es sogar gesehen, weil meine in Montenegro ansässige Tante meine Mutter angerufen hat, sie solle RTL einschalten. Das nenn’ ich ma Globalisierung. Mein Vater war belustigt, wie vernünftig und liberal wohl die meisten Interviewten geklungen hätten (in der RTL-Fassung), ganz entgegen der Berichterstattung der örtlichen Regionalzeitung (“Rhein-Neckar-Zeitung”) in den letzten Jahren.

  3. l f o Says:

    “Mannheimer Morgen – Lügenblatt, wir haben dich zum kotzen satt.” Der Spruch zur Rhein-Neckar-Zeitung will mir gerade nicht mehr einfallen, wie ging der noch gleich? Nostalgisch werden am Montag Mittag.

  4. scrupeda Says:

    Ich glaube, ich bin da tatsächlich weggezogen, bevor ich die einschlägigen Sprüche alle kennen lernen konnte/durfte. Also: Keine Ahnung. Aber Hoffnung: Die Mühle steht direkt am Ortsausgang Weinheim, hinter der besten Trampstelle in Richtung meine Eltern. Sogesehen könnte sie das Besuch-Abstatten erheblich erleichtern, aber auch verkomplizieren. Ach Mist. Geschlechtszugehörigkeit kann schon ganz schön nerven.

  5. Genderexperte l f o Says:

    Geschlechtszugehörigkeit also? Der Bruder von Verzuz One konnte mal beim Trampen die Einladung/ Aufforderung zum Blowjob eines Truckers dankend ausschlagen. Ich wurde nur mal von einer Mitnahme zugeblubbert, man möge doch mal zusammen ins Pornokino gehen. Hypothesengenerator: They´ll fuck anything that moves.
    Ich höre ja schon auf, ich sehe mich schon auf einer einsamen Südseeinsel Asyl beantragen.

  6. scrupeda Says:

    Oh, ich würde nicht abstreiten, dass Kerle da auch was von abkriegen, aber nach ein paar Jahren mit Menschen beiderlei Geschlechts über gerade auch solche Tramperfahrungen zu reden ist das Ergebnis doch eher, dass a) ALLE trampenden Frauen von solchen Erfahrungen berichten können, aber nur wenige der trampenden Kerle und b) bei den Frauen eben auch noch versuchte Vergewaltigungen bzw. die Abwesenheit der Option, etwas schlicht ‘dankend auszuschlagen’ durchaus nicht selten sind, während mir davon bisher nur ein Kerl berichten konnte, der bei dem damaligen Vorfall als 14jähriger an einen Pädophilen geraten war.

    Und das ist ein entscheidender Unterschied. Solange ich noch die Möglichkeit habe, Nein zu sagen, stufe ich einen Vorfall nicht als ‘schlimm’ ein, auch wenn mir der eine Fahrer meint mitteilen zu müssen, dass er mich natürlich auf die Autobahn fährt, wenn ich da noch mit ihm auf den Parkplatz komme, der eine Trucker dem anderen über Funk durchgibt, dass er ‘die kleine’ natürlich mitnimmt, wenn er ‘sie’ mal übers Knie legen darf, und der ältliche Masochist mit mir zu seinen Lieblingsdominas in Frankfurter Bahnhofsviertel fahren will und mich nur ungern am nächsten Rasthof raus lässt. Solange er mich rauslässt ist das alles noch im Rahmen.

    So lange du dich dermaßen vom Antisexismus verfolgt fühlst, halte ich dein Urteil über geschlechtsspezifische Gefahren für durchaus getrübt.

  7. Genderexperte l f o Says:

    Projektion hin und Projektor her – aber wo war gerade vom Antisexismus die Rede? Dass ich Verfolgungswahn dignostiziert bekomme, damit kann ich leben, Frau Doktor, nur Frage ich mich, und da sind wir dann doch beim Antisexismus, ob die Tramperin dem Trucker drohen sollte, er würde aus der linken Szene verbannt?

  8. scrupeda Says:

    I prefer a bat. Der Antisexismus bezog sich auch auf ihr eigenes Blog.

  9. classless Says:

    Wenn es etwas gab, das mir beizeiten den Sexismus klargemacht, dann war das der Umstand, daß ich Hemd und Hippie die durchaus nicht seltenen Anmachen beim Trampen ohne weiteres ausschlagen _konnte_, während dasselbe Freundinnen, die trampten, eben trotz entschlosseneren Auftretens und größerer Dringlichkeit nicht gelang.

    Es dürfte insgesamt kaum einen Satz geben, den ich so häufig wiederholt habe wie: “Wenn ich am Straßenrand stehe, überlegen sich die Leute hinterm Steuer, wen sie da wohl einsteigen lassen; wenn eine Frau trampt, muß sie überlegen, bei wem sie wohl einsteigt.”

    Mehr noch: Daß ich auf viele der sexuellen Angebote fast bedenkenlos eingehen konnte, fasse ich ebenfalls als geschlechtliches Privileg auf.

  10. Genderexperte l f o Says:

    D´accord.