The Medium Is The Mess #3

Zur Testcard#15, dritter Teil

Johannes Ullmaier: ‘Das Rad wurde auch schon runder neu erfunden. Ein Gespräch mit Rolf Hofecker, dem Vorsitzenden des Dachverbands der Anonymen Rezipienten (DAR).’
Zu schön um es hier zusammenfassen zu können oder auch nur zu wollen.

Vorher ist gleich nachher. Insofern wird da nicht rezipiert.
[…]
Jede Produktion und Rezeption, die über die bestehenden Verhältnisse hinaus nichts will, ist kultureller Spam.

Ich muss schon wieder an AHA denken.

Christoph Jacke / Sebastian Jünger: ‘Die Kritikindustrie: Wir sind Papst und wollen keinen.’
Dieser Text bezieht sich auf eine Diskussion, für die ich mich bisher nicht interessiert habe und über die ich entsprechend wenig weiß – folgerichtig habe ich nicht verstanden, worauf er eigentlich hinaus will, bzw. was die Hölle mit einer ‘kritischen Utopie der Medienkulturgesellschaft’ gemeint sein soll. Schon die Vokabel ‘Medienkulturgesellschaft’ ist mir ein Rätsel.

‘Matthias Rauch: ‘Star-Bilder. Über die mediale Herstellung von Authentizität in der Popkultur.’ beschäftigt sich mit dem Konzept der Authentizität und dessen Rolle & Ausprägung in verschiedenen Zweigen der Popmusik heute, nachdem eben jene Authentizität doch schon länger aus verschiedenen Gründen totgesagt worden ist. Das Fazit,

[…]dass es mehrere, ja unzählige verschiedene Formen der Authentizität gibt, die – gemäß den feldtheoretischen Überlegungen Bourdieus – in den jeweiligen popkulturellen Feldern verschieden konstruiert, legitimiert und perpetuiert werden.

ist jetzt nicht so die große Überaschung, die Beschreibung, wie einige dieser Typen in einigen dieser Felder funktionieren macht aber durchaus Spaß.

Jens Thomas: ‘Die Smarten zwischen den Harten. In den letzten Jahren gab es einen gewaltigen Boom von Frauen an den Mikrofonen. Welches Rollenmuster wird vermittelt?’
Thomas gibt einen Lagebericht über die Situation von Frauen in der Popmusik(-industrie), zeigt auf, wie gering z.B. der Frauenanteil verschiedener Musikpresseerzeugnisse ist und auf was für eine Art und Weise weibliche Künstlerinnen rezipiert werden. Denn auch wenn Frauen am Mikro (und anderswo) nicht mehr als so austauschbar gelten wie es noch vor gar nicht allzulanger Zeit der Fall war, werden ihre Werke/Erzeugnisse eben nach wie vor als spezifisch weiblich und damit eigentlich irrelevant wahrgenommen:

Frau produziere also lediglich selbstrefferentielle, böse gesagt: östrogengesteuerte Kunst. Eine Gefühlswelt wird also als weiblich festgeschrieben, selbst wenn sich Interpretinnen in ihren Texten weder über den ersten Liebesschmerz noch über Nudelaufläufe auslassen.

Weiter geht es darum, auf welche Art und Weise Weiblichkeit inszeniert wird, was das zeigt und wozu es führt. So wird auf eine Studie von Christina Thürmer-Rohr eingegangen, die zeigt,

[…] dass Mädchen im Prozess des Erwachsenwerdens fast zwangsläufig die Lust am Musikmachen verlieren.

und erklärt, warum ‘mehr Frauen am Mikro’ nicht unbedingt die große Emanzipation sein muss, sondern vielmehr Gleichberechtigung simulieren kann, wo gleichzeitig sehr enge Rollenbilder festgeschrieben werden. Ich fand den Hinweise darauf, dass sich “Genderdebatten in populärer Musik thematisch nie derart durchsetzen” konnten, “wie es der Rassismusdiskurs […] etwa tat” besonders vielsagend – ich bin bisher nie auf die Idee gekommen, dass das überhaupt eine vorstellbare Möglichkeit sein könnte. Es war mir schlicht nicht denkbar.

Und was denken sie, meine lieben Leser: Wann haben sie das letzte Mal ein Stück Musik so gehört, dass sie hinterher ein/e Andere/r waren? Ist eine feministische Popkultur möglich? Was ist eine ‘Medienkulturgesellschaft’ und was wäre eine sinnvolle ‘Medienkritik’?

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