Von der undeutschen Wissenschaft

Einige der Cover des New Scientist aus dem letzten Jahr:

Diese Cover illsutrieren sehr hübsch eine Wissenschaftsauffassung, die es in Deutschland kaum gibt. Das sieht man schon daran, dass es in Deutschland kein vergleichbares Magazin gibt. Nein, wirklich nicht. Um diesen Punkt zu verdeutlichen ein Mashup der Überschriften des New Scientist mit denen des P.M. Magazins:

Bugs on the Brain. Forscher schwören auf Mikroben in Umweltschutz und Medizin: »Bakterien sind wundervoll«. Attack of the zombie computers. Sagen Sie mal: Warum führen Menschen immer noch Kriege? Welcome to Attoworld – Where a second lasts the age of the universe. Jesus: Warum uns dieser Mann nicht loslässt. Whatever happened to AI? Sagen Sie mal: Können Sie die Menschen wirklich intelligenter machen? The New Black Holes – Half as dark, twice as strange. Das Rätsel Antimaterie. The End – four routes to cosmic oblivion. Die Macht der Symbole. Cannabis goes straight. Wenn Verschwörer Schlagzeilen machen. Why you have at least 21 senses. Unser verräterisches Gehirn. The deceptive world of superatoms. 13 things that don’t make sense. Unser Leben ist vorherbestimmt! Planets in Chaos – Breakdown in Newton’s Universe. The robot that thinks like you. Gedankenlesen – Jeder kann es lernen! Technology to save the planet – how George Bush got it right about climatic change. Secrets of the Milky Way – Billions of planets. Millions of black holes. And a sleeping monster …. Wird jetzt ein uralter Traum wahr? Neues Leben – vom Menschen erschaffen! Return of the liquid universe – first sighting since the big bang. Das geheimnisvolle Wesen Wasser. Bolt from the blue – lightning strikes from outer space. Why dads evolved to stay at home. Die Geburt der Liebe. Which way is up? Quandary in the quantum world. Ever dream of flying? Return of the jetpack. Zeitreisen sind doch möglich!. Just passing through – The strangest quantum trick of all. Doubts about Darwin’s tortoise. Die Botschaft der Aliens: Sie steckt in unserem Erbgut! Explaining science with a cheese. At last our first glimpse of the naked quark. Alien underworld – Deep withing the rock something is moving. Die Aliens sind unter uns. The asteroid that’s out to get you. Wenn Norden plötzlich Süden wird. The mouse with a human brain. Wie entstehen unsere Gedanken und Gefühle? The real monsters from outer space. Das Sternenrätsel von Bethlehem: Eine kosmische Detektivgeschichte. The amazing food replicator – Name a dish and it’s yours. Krieg der Spermien. Gender – why two sexes are not enough.

Bezeichnend, dass das P.M. Magazin ständig Verdikte über die Realität erlässt, oft auch noch mit Ausrufezeichen versehen, wärend der New Scientist Fragen stellt; dass P.M. auf der Suche nach Rätseln und Mysterien ist, wo der New Scientist sich an der Merkwürdigkeit der Dinge erfreut. Eine Schwierigkeit bei der Paarung: bei P.M. geht es immer wieder um Jesus und die Bibel, zwei Themen die beim New Scientist praktisch nicht auftauchen, und dafür kaum um Quantenmechanik, eines der Lieblingsthemen des New Scientist. P.M. besorgt einem den Schauer, der New Scientist die Verwirrung. Allerdings ist das ein unfairer Vergleich, hat der New Scientist doch auch einen wesentlich höheren wissenschaftlichen Anspruch – P.M. muss nur für die Lücke herhalten, die darin besteht, dass es eben kein dem New Scientist ähnliches Magazin in Deutschland gibt. Ach, und der New Scientist ist dazu in der Lage, schon in seinen Überschriften Witze über genau die Erkenntnisse zu machen, mit denen er sich beschäftigt.

Kam das bei P.M. überhaupt schon einmal vor?

P.S. In eine ähnliche Kerbe haut Philip mit seinem Posting, warum etwas wie das amerikanische Make-Magazine in Deutschland nicht möglich wäre:

Wenn gebaut wird, „gebastelt“, wie es manchmal fast verschämt klingt, dann immer mit einem Zweck, einer Aufgabe. Konstruktiv. Handwerklich auf hohem Niveau. Der Ansatz der Destruktion, des kreativen Missbrauchs, des alchimistischen Versuchs der Vergoldung von Werkstoff und Werkendem gleichermaßen, das fehlt mir hier irgendwo.

8 Responses to “Von der undeutschen Wissenschaft”

  1. Philip Says:

    Oh je, und P.M. hatte ich 1999 mal im Kurz-Abo. Nur drei Ausgaben, die ich nicht mal gelesen habe, selbst als Klolektüre nicht. Zu esoterisch, und über das kurze Interesse an sowas (v. Buttlar und anderer Ufologenmist) war ich schon einige Jahre hinweg.
    Dennoch schönen Dank für die Verlinkung.

  2. Philip Says:

    Außerdem sehe man sich nur mal die Themenblogs an, die das amerikanische Seed-Magazin bereitstellt:
    http://www.boingboing.net/2006/01/21/seed_magazine_launch.html

  3. mawa Says:

    Leider vergleichst du Äpfel mit Birnen. Das Äquivalent zur deutschen P.M. ist die amerikanische P.M. (Popular Mechanics), und nicht der New Scientist.
    Dem entsprechen hierzulande eher BdW und SdW, und die sind beide zwar nicht ganz so popkulturell aufgemacht, aber auch nicht übel.

  4. scrupeda Says:

    Das der Vergleich hinkt habe ich schon im Text geschrieben. Es ging mir auch hauptsächlich um einen Kontrast, der verdeutlicht, warum ich den New Scientist so mag. Mit Objektivität hat das alles nix zu tun. Mir ist schlicht erstmal nix anderes eingefallen.

  5. scrupeda Says:

    Bei einem kurzen Blick ins BdW-Archiv erscheint es mir, als ob ein Vergleich zwar anderes, aber doch ähnliches zu Tage befördern würde: Die Überschriften sind sterbenslangweilig und zeugen kaum von mehr Spaß an der wissenschaftlichen Verwirrung als die der P.M..

    Ich würde mich allerding wirklich freuen wenn Kommentatoren tatsächlich lesen würden, was ich geschrieben habe.

  6. mawa Says:

    Ein Vergleich, der hinkt, wird nicht dadurch revindiziert, dass man erwähnt, dass er hinkt.
    Ach, noch was: Dass in einem Wissenschaftsmagazin nicht über Quantenmechanik berichtet wird, halte ich nicht für einen Bug, sondern für ein Feature. Quantenmechanik ist IMHO ebenso rettungslos abgedroschen wie Gähntechnik und das ganze modische pseudophilosophische Neuro-Psycho-Kognitions-Zeug. Das gilt auch für die Fälle, in denen die Vermittlung halbwegs spannend ist. Ich bin da einfach abgestumpft.

    Das heißt nicht, dass ich je auf die Idee käme, eine P.M. in ihrer heutigen Form zu lesen. Die vermarkten sich an ihre Anzeigenkunden ja auch als Männermagazin und nicht als Wissenschaftsblatt (Fakt).

  7. classless Says:

    Eine Tautologie wird durch Wiederholung ein (Fakt)?

  8. classless Says:

    Und heißt ‘revindizieren’ nicht eher ‘zurückfordern’?