May 14th, 2006

“Brennen hatte eh immer noch etwas vorsinnflutlich anti-digitales.”

Nachrichten aus der Druckwelt

May 3rd, 2006

Ich kann verkünden, dass die Testcard #15, The Medium is the Mess, inzwischen erschienen ist, und das mit zwei längeren Texten von mir drin. Yeah. Online wird es davon aber für geraume Zeit nur die bisher ins Englische übersetzten Fragmente bei play in progress geben. Mehr, sobald ich dazu komme…

Kulturindustrie 1: Musik von anderen Planeten und das Entspannen in Deutschland

May 3rd, 2006

Über ‘I Can’t Relax In Deutschland’ und eine Rede von Herbert Marcuse

Marcuse schreibt in dem als ‘Musik von anderen Planeten’ veröffentlichten Skript einer Rede vor Absolventen des New England Conservatory of Music von 1968 über die Rolle und spezifischen Eigenschaften von Musik als Kunst, über den Klassencharakter der klassischen und die Besonderheiten der “schwarzen Musik”. Der Text ist eine Ansprache an ein sehr spezifisches Publikum und versucht weniger eine Analyse, als den Adressaten eine bestimmte Botschaft zu übermitteln und sie dazu aufzufordern, in dem ausgebreiteten Spannungsfeld Position zu beziehen. Warum man ausgerechnet diesen Text zu Rate ziehen würde, um die ‘popkulturelle’ oder sonstige Funktion von Musik in Deutschland und anderswo zu verstehen, geht mir gerade nicht auf. Aber erstmal die Einzelheiten:
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M13 Revaler Straße – Scharnweberstr.

April 21st, 2006

vorhernachher
Leider war der Aufkleber von zu guter Qualität und eine weitere Demontage aufgrund der kurzen Fahrzeit nicht möglich.

April 18th, 2006

“I’m glad I live in a world where everything can be turned into an impromptu scientific paper. I’d rather be a research subject than an undiscovered condition.” Annalee Newitz

Allerdings bin ich mit der Dame an der Stelle gar nicht einig.

Ich dachte, das Sommerloch kommt erst noch

April 11th, 2006

“Alles über Pop, Provokation und PC auf den Thema-Seiten”

Bevor morgen schon wieder die neue Ausgabe raus kommt noch ein paar kurze Bemerkungen zum aktuellen Thema der Jungle World:

AHA (“Her mit dem schlimmen Dreck!”) schreibt wieder über sich selbst, nur geht er dieses Mal davon aus, alle anderen [also “wir”] seien ebenso auf Abgrenzung als Selbstzweck bedacht wie er und würden sich auch hauptsächlich deshalb für alle möglichen “Debatten” interessieren:

Was haben wir nicht fleißig unsere Argumente ausgetauscht, uns positioniert, die Kontroversen als solche wirklich ernst genommen. Im Feuilleton, am Tresen oder als Eierwerfer auf Mia-Konzerten. Danach konnten wir uns besser fühlen: Problem erkannt, Gegner benannt, Haltung gezeigt, der Nächste, bitte.

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Fußnotennationalismus

April 7th, 2006

In Deutschland hingegen scheint das Übergehen weniger die Sache einer speziellen Aussage als vielmehr einer generellen zu sein. Westdeutsche Historiker liebten es, andere dafür zu schelten, daß sie es unterließen, “die ältere deutsche Literatur” zu zitieren. Sie selber jedoch unterließen es immer wieder, jüngere Literatur, insbesondere solche zur deutschen Geschichte zu zitieren – die in anderen Sprachen erschienen war, und nahmen oftmals die neueren, interdisziplinären Formen der Geschichtsschreibung, die in Frankreich und den Vereinigten Staaten in Blüte standen, entweder nicht zur Kentniss oder griffen sie nicht auf. Damit erwiesen sie nicht ihre Ignoranz (der Gedanke sei mir fern), sondern brachten vielmehr eine Überzeugung zum Ausdruck: daß sie das Mittlere Königreich historischen Denkens bewohnten, jenes, das ursprünglich mit dem von der Begriffsgeschichte heimgesuchten, von deutschen Historikern dominierten historischen Fach des 19. Jahrhunderts verbunden war. Folglich hatten sie keinen Anlaß, den Barbaren draußen Zutritt zu gewähren – jene wenigen privilegierten Fälle ausgenommen, in denen die Barbaren sich genug von den Prozeduren und Mysterien deutscher Wissenschaft angeeignet hatten und so selbst zivilisiert geworden waren. Die historische Gemeinschaft, die so zutage trat, koinzidierte, ungeachtet aller Teilungen, aufs Genaueste mit den nationalen Grenzen.

Anthony Grafton, Die tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote, Berlin 1995, S.23

Out there somewhere, the reality

April 2nd, 2006

Out there somewhere, the reality

“I had lived in that neighbourhood for years, walking its streets, where men lurk outside of bodegas, on stoops and in doorways much of the day. As a woman, you couldn’t walk down those streets invisibly. You were an object of desire or at least semiprurient interest to the men who waited there, even if you weren’t pretty. But that night in drag, we walked by those same stoops and doorways and bodegas. We walked by those same groups of men. Only this time they didn’t stare. On the contrary, when they met my eyes they looked away immediately and concertedly, and never looked back. It was astounding, the difference, the respect they showed me by not looking at me, by purposely not staring.”

“Many of my dates – even the more passive ones – did most of the talking. I listened to them talk literally for hours about the most minute, mind-numbing details of their personal lives; men they were still in love with, men they had divorced, roommates and co-workers they hated, childhoods they were loath to remember yet somehow found the energy to recount ad nauseam. Listening to them was like undergoing a slow frontal lobotomy.”

The Guardian

Es west fort, und fort, und fort…

March 23rd, 2006

Die Frage »Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit« muß erläutert werden. Sie geht von einer Formulierung aus, die sich während der letzten Jahre als Schlagwort höchst verdächtig gemacht hat. Mit Aufarbeitung der Vergangenheit ist in jenem Sprachgebrauch nicht gemeint, daß man das Vergangene im Ernst verarbeite, seinen Bann breche durch helles Bewußtsein. Sondern man will einen Schlußstrich darunter ziehen und womöglich es selbst aus der Erinnerung wegwischen. Der Gestus, es solle alles vergessen und vergeben sein, der demjenigen anstünde, dem Unrecht widerfuhr, wird von den Parteigängern derer praktiziert, die es begingen.

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March 22nd, 2006

Copyright konkret

“Mit der Abschaffung der Bagatellklausel trennt sich die Große Koalition von einem jahrhundertealten europäischen Verständnis von Kultur – erinnert sei an die sakrale Kulturtechnik des Raubkopierens in den Klöstern. Seinerzeit beschäftigten sich Mönche mit dem “Brennen” von heiligen Warez, sogenannten Bibeln, auf Papier.

Ja, ich verstehe die Sorge um Umsatzeinbußen bei den Rechteverwertern von Kunstwerken im Zeitalter ihrer digitalen Reproduzierbarkeit, aber den Angriff auf die Kultur und Entwicklung der Menschheit, die zu einem gewissen Grade nur durch das Weitergeben geschehen kann, nehme ich persönlich. Euer gescheitertes Geschäftsmodell ist nicht mein Problem. Kein Hufschmied hat heutzutage das Recht, das Verbot von Taxis politisch zu erwirken, weil sie eine Raubkopie von Pferdedroschken darstellen.”
schreibt einer vorm Bildschirmarbeitsplatz.