Der Traum (auch ohne Schlaf)

September 16th, 2006

Fremd ist ihnen der Traum (auch ohne Schlaf), das Glücksbild (auch ohne Behagen im Muff), die Erneuerung des ganzen Daseins (auch ohne Belebung des abgestandenen), die Phantasie des Horizonts (auch ohne dunklen Schwindel), die Fata Morgana des Wohin und Wozu (auch ohne ausgeführte Lüge).

Ernst Bloch, Fahne Rot und Gold, 1932

Ich finde Bloch nicht grundsätzlich toll, schon gar nicht seine Liebe zu der rot-goldenen Fahne, aber diesen Satz, die Liebe zur “Zersetzung” und die Abneigung gegen völkische Ambitionen.

Spiel, Spaß und Kritische Theorie

September 16th, 2006

Aus schierer Neugier darauf, wie sowas eigentlich übersetzt wird bzw. wie Kritische Theorie auf Englisch klingt, habe ich mir eine englische Ausgabe von Adornos Ästhetischer Theorie schenken lassen. Erstaunt stellte ich fest, dass im Gegensatz zu der ernsten dunkelblauen Suhrkamp-Optik und passenden Bleiwüste, in der man das ganze auf Deutsch lesen kann, die angloamerikanische Fassung (Erscheinungsorte New York und London) aussieht, als könnte das Buch tatsächlich Spaß machen. Das ist geradezu poppiges Graphikdesign auf einem Adorno-Cover:

aesthetic_theory003.jpgaesthetic_theory001.jpgaesthetic_theory002.jpg

continuumbooks.com

Bastelei

September 12th, 2006

Ich nehme gerade die letzten notwendigen Anpassungen an dem neuen Design vor, also nicht wundern wenn hier irgendwas schief und krumm ist. Sollte das morgen oder gar nächste Woche immer noch schief und krumm sein, bitte bescheid sagen. Ist bis her auch nur mit Firefox/Flock unter Windows getestet, da wird sich also sicher noch was finden.

your brain a plaything

September 11th, 2006

“So Ed Boyden’s proposal (along with some colleagues) is to create an open source community that could develop and apply safe brain stimulator technology.” plasticbag.org

‘Fünf Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001’

September 11th, 2006

Heute waren Mathias Bröckers, Prof.Ulrike Freitag, Yassin Musharbash und Karsten Voigt in die Urania geladen, um sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen:

So unglaublich die Anschläge mit entführten Verkehrsflugzeugen auf das World Trade Center, das Pentagon und andere Ziele in den USA am 11. September 2001 waren, so unplausibel waren die schnell präsentierten Erklärungen, durch wen und wie den größte Terrorakt nach dem Zweiten Weltkrieg begangen worden ist. Gibt es fünf Jahre nach dem Anschlag gesicherte Erkenntnisse? Was ist aus dem sogenannten Terrornetzwerk Al Quaida geworden? Wie hat sich die Lage in den arabischen Ländern nach den Kriegen gegen Afghanistan und den Irak entwickelt? Und wie soll sich die Bundesrepublik in diesen vielschichtigen internationalen Konflikten verhalten?

Obwohl die Veranstaltung also eigentlich schon tendenziös genug angekündigt wurde, ging es eigentlich nur um die letzten drei Fragen. Die Ablehnung der Bush-Administration war Konsens, was aber z.B. Voigt nicht davon abhielt, in Bezug auf den Zustand der Rechtsstaatlichkeit in den USA und den Vergleich zur BRD des Heißen Herbstes, zu verkünden, er wolle es erstmal sehen, dass deutsche Minister unter einer ähnlichen terroristischen Bedrohung so sehr die Freiheit hochhalten, wie das in den USA gerade geschehe, und deutsche Ministerpräsidenten in einer entsprechenden Situation die deutsche Regierung ebenso daran ermahnen würden, wie sie es gegenwärtig gegenüber den USA tun. Read the rest of this entry »

Was wird Hitler morgen sein?

September 11th, 2006

“Hitler war ein böser Mensch. Kann ein böser Mensch ein “großer Diktator” sein? Schließen historische Verbrechen und historische Größe einander aus? Wie haben die Hitler-Biographen diesen Widerspruch erklärt? Welche Wandlungen hat das Hitler-Bild gemacht? Was war Hitler gestern, was ist er heute, und was wird er morgen sein?” So beantwortet die Urania schon in der Ankündigung die selbst gestellten Fragen, und es klingt wie eine Drohung.

Schwulmulbel

September 8th, 2006

Schwulmulbel
Schimmel hat festgestellt, dass für den Suchbegriff, den ich benutzt habe, um den Mechanismus der Relevanz zu erklären, mein Text, und einzig und allein mein Text, am relevantesten überhaupt ist.

The Medium Is The Mess #4

September 8th, 2006

Diesmal: Die Diktatur der Angepassten. Zur Testcard#15, vierter Teil

Hatte ich bisher einige der Artikel aus verschiedenen Gründen schlicht als belanglos beurteilt, stellt sich mir bei diesen beiden Texten die Frage, wie das mit der ‘linken Popkritik’ eigentlich überhaupt gemeint ist. Anders ausgedrückt: Was ist an diesen Texten ‘links’, und viel wichtiger: Was ist an ihnen ‘kritisch’? Auf jeden Fall ist das alles sehr pluralistisch:

Jürgen Hofbauer / Christoph Marek: Basics in Stereo – Wider eine Kultur des Vergessens

Wenn man sich für den Popdiskurs der FAZ und ähnlicher Presseorgane interessiert, ist dieser Text sicher ungemein spannend:

Weshalb die Autoren dieses Essays für einen popkanon plädieren, über Umwege für eine feine kleine Hierarchie, ebenso für eine Renaissance der großen Werke und Würfe und dabei auch noch die SZ-Diskothek nicht ganz unsympathisch finden, erfahren Sie jetzt…

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Poppmanä? Poppmanneh? Pottnomä? Alles viel zu verwirrend für richtige Deutsche

September 5th, 2006

Deutsch Sprech #4
Wieder dreht es sich um
Hans Müller
Das ist unser Deutsch – Ein Zeitspiegel
Langensalza 1937

und die Links führen zu den Scans zum selber lesen.


Ein Schüler, der es wagt zu behaupten, der Lehrer besäße ein Potmanne, oder gar ein Poppermanä?

Wie nennen wir ein Ding aus weichem oder biegsamem Stoff, in das wir etwas zum Aufbewahren hineinstecken können? – Eine Tasche. – Und was tun wir in diese Tasche hinein? – Geld. – Wie sagen wir also für Portemonnaie? – Geldtasche. – Seht, so einfach ist die Sache. Das Wort Geldtasche kann jeder richtig schreiben und aussprechen, und jeder weiß, was damit gemeint ist.

Der Meinung ist Hans Müller in dem Kapitel Kampf dem Fremdwort in der CertaSexta. Weiter sollen die Schüler auf die erste Seite eines neuen Heftes schreiben: “Im neuen Deutschland sauberes Deutsch!”, und auf die zweite kommt eine Tabelle: links “steht das greuliche Fremdwort, das man oft gar nicht richtig schreiben, aussprechen und verstehen kann” und rechts “steht das gute Wort unserer lieben Muttersprache, das jeder gleich richtig schreiben, aussprechen und verstehen kann”. So soll auch dem Brillenetui die Brillenschote vorgezogen werden. Noch nie von dem Wort gehört? Es klingt albern? Brillen sind schließlich keine Bohnen?

Nur nicht gleich die Nase rümpfen, ihr klugen Etui-Verteidiger! […] Warum […] immer so ängstlich und mißtrauisch gegen neue Verdeutschungen? Jedes neue Eigenwort hat, wenn es die Sache trifft, sein gutes Recht, weit mehr Recht als das bisher dafür gebrauchte Fremdwort.

Und am Ende bekommen die Schüler auch noch eine Hausaufgabe mit:

Schreibt euch die folgenden 6 Sätze auf, die Fremdwörter immer lateinisch [im Gegensatz zu sütterlin, Anm.v.m.], damit man an ihrem fremden Aussehen gleich merkt, daß sie in unserer Sprach nichts verloren haben.

Und zwischen geschändeter Muttersprache und Fremdworten, die es auszumerzen gilt, erscheint diese kleine Anweisung fast wie die Implementation von Judensternen für Worte. Was es natürlich nicht trifft, weil es hier viel allgemeiner um das Einüben des Einteilens und Markierens von Eigenem und Fremdem, Guten und Schlechten geht. Wer die 6 Sätze nachlesen will, kann das hier tun (vorsicht große Datei): hans_mueller015.jpg

Verhandlungen auf Augenhöhe

September 1st, 2006

Verhandlungen auf Augenhöhe

“Klüger ist es, weiter abzuwarten, um ihm mit Beharrlichkeit den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es ist kontraproduktiv, den Führer zu dämonisieren. Sein Volk würde sich nur umso entschlossener um ihn scharen. Stattdessen sollten wir Deutschland Verhandlungen auf Augenhöhe anbieten, in dessen Verlauf das Reich Farbe bekennen muss, wie es sich seine künftigen Grenzen vorstellt. Bis dahin sollten wir mit Augenmaß reagieren. Hitlers Reden sind in der Tat beunruhigend, aber wie heißt es doch so schön? Hunde, die bellen, beißen nicht.” Leitartikel in der South English Newspaper, 2. September 1939
Read it all. Just as a reminder. thought experiment. Really, do it.