Mehr Demokratie gegen Israel

September 1st, 2006

Mehr Demokratie gegen Israel

“As part of our support for the new Lebanon, we Arabs now need [to develop] a collective awareness – humane, cultural and scientific – which respects the individual and his freedoms. That is, we must recognize that we are backward people [living in backward] third-world countries, and that Israel can only be defeated through science and knowledge, and by rebuilding the Arab individual through development of Arab states and societies that are democratic and respect the individual.” Al-Siyassa (Kuwait), August 14, 2006. Via MEMRI.

Nachrichten aus der Druckwelt 2

August 31st, 2006

In der aktuellen Jungle World bin ich mit einem Text über Google vertreten: hier die Druckversion, hier meine (pdf). Erstmal sag ich nur: Spot the difference. Und ja, einige Dinge sind so verkürzt dargestellt, dass es fast nicht mehr richtig ist. Aber bei ner Vorgabe von 7000 Zeichen fliegen die Nebensätze halt raus. Und allein, dass so ein Artikel überhaupt geschrieben werden sollte, sagt schon einiges über den Zustand der hiesigen Linksradikalen oder wie auch immer man das bezeichnen will. Anders ausgedrückt: Wenn die Basics überhaupt erstmal erklärt werden müssen, kann es mit der Reflexion über den Gegenstand eben nicht weit her sein. Vom Handeln ganz zu schweigen.

Wer wirklich was über Google wissen will, sollte eher diesen Artikel lesen:
Google vs. Evil

Mehr, wenn ich mich durch den Rest durchgewühlt habe.

P.S. Da habe ich bei dem Posting über die Veröffentlichung ausversehen das Kreuzchen ‘private’ angetickt und deshalb kommt diese Notiz knapp zwei Tage zu spät. Ans Licht der ‘Öffentlichkeit’.

“… über alles deutsche Gestammel turmhoch erhaben”

August 30th, 2006

Deutsch Sprech #3
Wieder dreht es sich um
Hans Müller
Das ist unser Deutsch – Ein Zeitspiegel
Langensalza 1937

und die Links führen zu den Scans zum selber lesen.

“Ein übler fremdartiger Geruch steigt von dieser gräßlichen grandiosen Reportage auf,” meint Hans Müller in dem kurzen ‘Grandios’ betitelten Kapitel. Das ganze Kapitel dreht sich um eine nicht ‘angemessene’ Ankündigung eines Filmes über den ‘großen Tag von Potsdam’ mit den Worten: “Der große Tag von Potsdam – ein grandiose Bildreportage!”

Wer dieses Werbewort geprägt hat, muß taub gewesen sein, denn er hat den Mißklang nicht gehört, den die Reibung des großen deutschen Tages mit der französischen Reportage aufschrillen läßt. Er war auch blind, denn er hat das Hakenkreuz und die deutschen Farben, die den großen Tag Deutschlands begrüßten, offenar gar nicht wirklich geschaut; sonst hätte er dieses großartige, gewaltige, prachtvolle, erhabene Schauspiel nicht mit der Sprache der Italiener und Franzosen grandios genannt!

In dem Ton geht es eine Weile, und das Fazit lautet natürlich, dass bloß deutschnational meinen, die Propaganda anpreisen noch nicht reicht; ein richtiger Deutscher muss eben richtig deutsch fühlen. Gleichzeitig ist diese ‘Sprachpolitik’ von einem geradezu extremen Sprachpositivismus geleitet:

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‘substantieller Dialog’

August 30th, 2006

Jetzt ist aus dem ‘kritischen Dialog’ schon ein ‘substantieller Dialog’ geworden, den man mit dem Iran führen solle… SPON

“Es bringt uns alle um! Es bringt uns alle um!”

August 28th, 2006

Schon wieder deutsche Medientheorie, oder: 13 Gründe, warum das Fernsehen böse ist

In Classless’ Rechercheberg stieß ich auf Gerhard Wisnewskis Die Fernsehdiktatur – Kippen Medienzaren die Demokratie? (München: Knesebeck 1995). Recht fassungslos stellte ich fest, wie sehr auf dieses Buch der Witz über die Reaktion von Deutschen auf eine neue Technologie passt: weglaufen und schreien “Es bringt uns alle um! Es bringt uns alle um!”. Wisnewski gibt sich alle Mühe, das Fernsehen als etwas darzustellen, das über die unschuldigen, differenziert denkenden und eigentlich gegen die Anziehungskraft demagogischer Führerpersönlichkeiten immunen Bürger hereinbricht und sie zu leicht zu beherrschenden Geistekranken macht. Was sie vor dem Hereinbruch des Fernsehens natürlich noch nicht waren. Read the rest of this entry »

on being transgerman

August 22nd, 2006

Das Life Magazine wagte es tatsächlich, Kurt Weill noch 1947 als ‘German composer’ zu bezeichnen. Darauf Weill:

I have a gentle beef about one of your phrases. Although I was born in Germany, I do not consider myself a ‘German composer’. The Nazis obviously did not consider me as such either, and I left their country ( an arrangement which suited both me and my rulers admirably) in 1933. I am an American citizen, and during my dozen years in this country I have composed exclusively for the American stage … I would appreciate your straightening out your readers on that matter.

Zitiert nach Jürgen Schebera, Kurt Weill und seine Aktivitäten für den War Effort, in: Kim H. Kowalke [Hrsg.]: A stranger here myself, Hildesheim [u.a.] : Olms, 1993. Ein Text, der sehr schön darlegt, wie falsch der Glaube ist, Weill sei in Amerika ‘unpolitisch’ geworden, und im Detail ausführt, mit welchem Elan sich der in jungen Jahren ‘absolute Pazifist’ (Tamara Kevitz im selben Band) am Kampf gegen das Dritte Reich beteiligte. Sowohl durch Engagment für den Kriegseintritt der USA, nach Deutschland gerichtete Propaganda, Beteiligung an der Mobilisierungskampagne in den USA und das Bemühen um öffentliche Aufmerksamkeit für die Situation der Juden in Europa

[…] die Feststellung ist nicht übertrieben, daß mit Hecht/Weills Massenspiel [We Weill Never Die] von 1943 die Tragödie des Holocaust in Europa erstmals wirklich ins Bewußtsein vieler Hunderttausender Amerikaner gelangte,

als auch als freiwillig ‘Zivildienstleistender’ Air Warden [Luftbeobachter]. Nur wenige Tage vor dem 8.Mai 1945 habe Weill an seine nach Palästina entkommenen Eltern geschrieben:

Ich glaube nicht, dass jemals in der Geschichte der Menschheit eine Nation eine so furchtbare Niederlage erlitten hat wie Deutschland – und daß niemals vorher ein Volk eine Demütigung so verdient hat wie diese Barbaren, die es sich angemaßt haben, alles Gute und Anständige zerstören zu dürfen, was der Mensch durch Jahrtausende aufgebaut hat.

Der Frieden, die Welt und die Grünen

August 18th, 2006

“Frieden mit der Hizbollah?” war der Titel einer Diskussionsveranstaltung die gestern in der Kreuzberger Jerusalemgemeinde statt fand.

Als Eröffnungsstellungnahme erklärte Eldad Beck seine Trauer um die unschuldigen Opfer auf beiden Seiten und seine Ratlosigkeit angesichts einiger Fragen: Ist jetzt irgendwas grundsätzlich anders als vorher? Was soll das heißen, die Hizbollah wird nicht entwaffnet, aber dafür ihre Waffen nicht mehr zeigen? Wenn neue UN-Truppen in den Libanon geschickt werden, werden sie dann auch was anderes tun, als die, die bisher schon da sind? Die israelische Führung hat versagt – kann sie Israel weiter führen? Read the rest of this entry »

Bad Neighbourhood

August 17th, 2006

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Irgendwo in Friedrichshain.

August 16th, 2006

“Der gestrige Tag markierte den Jahrestag der japanischen Kapitulation im 2. Weltkrieg und wird in Ostasien deshalb auch als Tag des Kriegsendes begangen. Der japanische Ministerpräsident Koizumi Junichiro besuchte erstmals an diesem symbolträchtigen Datum den Yasukuni-Schrein, in dem u.a. verurteilte Kriegsverbrecher, die in den Tokioter Prozessen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt wurden, als Shinto-Gottheiten verehrt werden.”

Berichte vom Bildschirmarbeitsplatz

Kein Spektakel, keine Theorie, keine Praxis

August 16th, 2006

Die Veranstaltung zu Spektakel – Kunst – Gesellschaft gestern im Festsaal Kreuzberg war etwas erkenntnisarm und auch minder unterhaltend. Stephan Grigat sprach einleitend über das Buchprojekt und anschließend über die Schwächen Debords und der Situationistischen Internationale, nämlich das mangelnde Verständnis für die Bedeutung des Nationalsozialismus, von Antisemitismus und Shoa, und die daraus folgende falsche Einschätzung des Zionismus, die schließlich in dem ‘klassischen’ linken Antizionismus mündete, sowie die ebenfalls daraus resultierende Ignoranz gegenüber der Möglichkeit einer negativen Aufhebung des Kapitalverhältnisses. Leider war Grigat der einzige Sprecher, der wirklich nicht-einschläfernd vortragen konnte.
Eiko Grimberg, der über das Verwirklichen und Wegschaffen der Kunst in der SI sprach, konnte ich schon nicht mehr wirklich folgen, das mag ebenso an meinem mangelndem Interesse wie an dem leblosen und leider auch etwas zu leisen Vortrag gelegen haben. Bernd Beier als letzter Redner berichtet über die Unterschiede sozialer Bewegungen in Deutschland und Frankreich, wie sie zwar meist beide letztendlich in reformistischen Hilferufen an den Staat hängen bleiben, aber in Frankreich vorher meist zumindest sowas wie ein Interessenkampf zustande kommt. Was das mit der SI zu tun hat ist mir schleierhaft, und neu ist es auch nicht. Der Vortrag klang vielmehr wie eine Zusammenfassung verschiedener Zeitungsartikel der letzten Zeit über die Versuche der Organisation der ‘Prekären’, des Euromayday etc. und war so nicht nur in der Präsentation, sondern schon vom Thema her redundant.

Die anschließende Diskussion faserte dann völlig aus – so ein pluralistisches Programm zieht eben ein noch viel bunter gemischtes Publikum, mit der Folge, dass die gemeinsamen Prämissen, über die nicht mehr diskutiert werden muss, gegen Null gehen und die Diskussion immer wieder am Urschleim kleben bleibt. Wozu eine Lektüre Debords heute noch sinnvoll sein soll, habe ich nicht begriffen, und werde es wohl selber rausfinden müssen. Lust darauf gemacht hat die Veranstaltung auf jeden Fall nicht.